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Schwierige Seminarteilnehmer: Was tun?

Schwierige Seminarteilnehmer können einen als Trainer im konkreten Fall ganz schön herausfordern. Da gibt es den Hartnäckigen, der alles ganz genau wissen will und ständig hinterfragt. Und es gibt den Besserwisser, der sich in den Vordergrund drängt mit seinen Kenntnissen. Auch andere Verhaltensstrategien können dafür sorgen, dass es im Training nicht immer rund läuft.

Wie geht man konstruktiv mit Störenfrieden und schwierigen Seminarteilnehmern im konkreten Fall um? Mit dieser Frage möchte ich mich im folgenden Blogbeitrag  genauer auseinandersetzen. Welche Ideen oder Werkzeuge habe ich als professioneller Trainer oder Coach, um mit solchen Situationen gut umgehen zu können? Tatsächlich habe ich selbst viel gelernt zu dem Thema durch meine langjährige Tätigkeit als Trainer. Am Anfang habe ich sicher vieles kritisch gesehen und war selbst oft genervt. Mittlerweile habe ich mir einen ganz guten Werkzeugkoffer zugelegt, um auf Störenfriede und schwierige Personen  passend reagieren zu können.

Die eigene Einstellung überdenken

Das Wichtigste ist aus meiner Sicht, erstmal an der eigenen Einstellung zu arbeiten und diese gegebenenfalls zu korrigieren. Zu denken: „Ach, diese Nervensäge, was hat er oder sie denn jetzt schon wieder?“, das kostet Kraft und zieht Energie ab. Ich selbst habe mich jahrelang mit wachsendem Erfolg darin geübt, die Situation einfach anders zu bewerten. Statt mich auf „die Nervensäge“ zu fixieren, sage ich mir: „Cool, das ist einer meiner wichtigsten Teilnehmer.“ Er ist mit vollem Einsatz dabei und legt sogar jedes Wort von mir auf die Waage. Er prüft gründlich, will die Dinge genau verstehen und ist vielleicht ein positiver Kritiker.

Ich sehe darin eines der wichtigsten Werkzeuge: Teilnehmer, die häufig nachfragen und sich einbringen: Ist es nicht das, wovon alle Trainer träumen? Im Gegensatz zu einer Gruppe, die vollkommen passiv dasitzt und sich berieseln lässt. Die Teilnehmer, die permanent „stören“, sind ja eigentlich diejenigen, die wir haben wollen. Sie sind aktiv dabei, engagieren sich und denken mit.

Fragen mit Einwänden aushebeln

Als zweiten Punkt gibt es natürlich ganz klare Gesprächs- oder Moderationstechniken, wie ich mit so etwas umgehen kann. Was ich öfter ganz gerne mache, wenn ich schon wiederholt auf die Fragen der Kollegen eingegangen bin, ist, einen vorweggenommen Einwand zu machen, wenn die Hand erneut für eine Frage nach oben geht. Also in der Art: „Und jetzt wird Kollege Müller garantiert wieder fragen…“ und dann bringe ich ein oder zwei seiner Standardargumente, die ich inzwischen gut kenne: „Ja, aber bei uns geht das nicht, weil…“ Und so kann ich mit vorweggenommenen Einwänden schwierige Seminarteilnehmer aushebeln und einfach weitergehen.

Sollte dann nochmal eine Frage kommen, kann ich auch sagen: „Sorry, ich verstehe, dass das wichtig ist, aber ich möchte auch mit dem Thema vorankommen, weil wir hinter unserem Zeitplan liegen. Meine Aufgabe als Trainer ist es, darauf zu achten, dass wir alle pünktlich rauskommen. Und das wollen sie doch auch, Kollege Müller, oder?“ Zuweilen muss man das einfach auch etwas moderieren.

Der gruppendynamische Kartentrick

Was ich ebenso ganz gerne einsetze, sind ELMO-Karten, die man auch bei uns anfordern kann. Das Kürzel steht für „Enough, let’s move on“. Die teile ich in jedem Seminar aus und treffe dazu mit den Teilnehmern bestimmte Vereinbarungen. Das heißt, wenn eine ELMO-Karte kommt, registrieren wir kurz, dass der Betreffende weitergehen möchte. Als praktisch hat sich erwiesen, bei zwei oder drei Karten die Situation kurz zu klären und zu schauen, ob wir die Frage klären oder vielleicht doch weitergehen sollen. Dadurch wird die Diskussion auf eine andere Ebene gehoben.

Auch Kollege Müller wird so einsehen, dass jetzt nicht die Zeit ist, detailliert und in aller Tiefe auf sein Anliegen einzugehen. Dann reicht vielleicht auch eine kurze Antwort. Oder ich nehme das Thema mit in die nächste Kaffeepause, wo wir das ohne Auditorium klären können. Erfahrungsgemäß hat Kollege Müller aber bis dahin oft genug schon seine Frage wieder vergessen.

Botschaft auf dem Selbstoffenbarungsohr

Last but not least höre ich mir die Botschaften und Einwände ganz gerne auf dem Selbstoffenbarungsohr an. Das kennen wir von dem Vier-Ohren-Modell nach dem Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun. So erfahre ich, was der Teilnehmer mit seiner Frage, seinem Einwand über sich selbst erzählt. Das heißt, vielleicht habe ich einen Kollegen vor mir, der die Dinge ganz genau und gründlich verstehen möchte.

Andererseits kann in seinen Worten aber auch das Bedürfnis nach Anerkennung mitschwingen. Er möchte gehört werden und es drückt sich das eine oder andere Bedürfnis aus, das in seinem Team sonst nicht gesehen, geschweige denn befriedigt wird. Also  geht es manchmal einfach nur darum, etwas Anerkennung zu geben. Man kann auf den Teilnehmer eingehen und sagen: „Ja, ganz klar, das ist eine wichtige Frage, gut, dass sie nochmal nachfragen, der und der Sachverhalt wurde gut erkannt…“ und so in der Art.

Positiver Umgang mit Kritik

Damit vergebe ich mir als Trainer nichts. Ich gebe es gerne auch nochmal im Abschluss-Feedback in die Runde, in der Art: „Ich bin beeindruckt, dass sie alle heute nochmal kritisch nachgefragt haben und sich nicht immer gleich mit jedem Input von mir zufrieden geben, sondern kritisch damit umgehen.“ Das wird erfahrungsgemäß nicht so aufgenommen, dass ich Störenfriede ermuntere, sondern die Teilnehmer fühlen sich von mir gesehen und gehört. Das entspannt die Situation, weil in anderen Teams so eine Rückmeldung häufig einfach zu kurz kommt.

Das sind so meine Erfahrungen im Umgang mit Störenfrieden und schwierigen Teilnehmern. Umgekehrt wäre es jetzt interessant zu erfahren, welche Erfahrungen mit Störenfrieden ihr gemacht habt und welche Typen von schwierigen Teilnehmern euch noch interessieren? Ich freue mich über euer Feedback.

Foto: Dr. Blaschka & Netzwerk