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Mein Studio für Online Trainings

Corona & die Kultur des Wandels

Nachdem ich mir kürzlich anlässlich einer Webparade Gedanken dazu gemacht habe, was sich alles für Trainer*innen durch die Corona-Krise ändert, will ich heute eine recht persönliche Bilanz der letzten Monate ziehen und ein Update meiner persönlichen Situation geben.  Ich hatte immer im Blick, dass jede Krise auch eine Chance ist. Natürlich soll das keine Krankheits- oder gar Todesfälle verharmlosen, sondern das gilt für mich ganz persönlich. Ohne die Corona-Krise hätte ich vermutlich nie erlebt, wie bereichernd und abwechslungsreich Online-Trainings sein können. Auch, welche Möglichkeiten für komplett neue Themen, ja sogar  Geschäftsfelder im Online-Business stecken. Die Frage ist: Wie sieht die neue Kultur des Wandels aus, die durch Corona verstärkt wurde, und wie lässt sich diese gestalten?

Schock nach gutem Jahresbeginn

Doch zurück zum Anfang im März 2020. Die Krise hat nach dem Lockdown zunächst zu einem vollständigen Stopp aktueller Anfragen und Aufträge geführt. Das Jahr sah im Februar noch wirklich gut aus, ich hatte mich schon sehr gefreut, mein Umsatzziel gut erreichen zu können. Doch dann habe ich wie Tausende anderer Selbstständige am 18. März den Antrag auf Soforthilfe gestellt.

Der positive Bescheid kam tatsächlich am 1. April und war kein Aprilscherz. Mit dem ersten Moment finanzieller Sicherheit sind jedoch künftige Unsicherheiten verbunden. Bis heute ungeklärt ist die Frage, ob wir Freiberufler nicht kollektiv Subventionsbetrug begangen haben, da bei uns die Soforthilfe nicht zur Deckung des persönlichen Lebensunterhalts gedacht war. Meine Netzwerk-Partnerin Annett Leisau wurde zu dem Thema kürzlich sogar von der Süddeutschen Zeitung interviewt und hat nochmals auch auf den Punkt hingewiesen. Die Unsicherheit bleibt also.

Große Verunsicherung in fast allen Branchen

Praktisch von heute auf morgen kamen im März die ersten Rückmeldungen von Kunden, bis in den Herbst hinein sicher keinerlei externe Beratung beauftragen zu können. Eine sehr vielversprechende Anfrage für Vorträge auf einer firmeninternen Veranstaltung wurde zunächst als Online-Variante weiterverhandelt, um dann schließlich doch ganz aufs nächste Jahr verschoben zu werden. Unsere Kunden aus Branchen wie der Touristik erwischte die Krise natürlich noch heftiger.

Tatsächlich bleibt heute wenig von den Anfragen und Aufträgen zu Beginn des Jahres übrig. Meine Aufträge in der Automotive-Industrie etwa sind alle weiterhin zurückgestellt. Es ist schwer abzuschätzen, wie sich hier die Lage entwickelt. Wir sehen ja gerade, dass die Krise auch die erfolgsverwöhnten Autobauer schwer und nachhaltig getroffen hat.

Dafür haben sich andere Themen positiv entwickelt wie die Kundenbeziehung zu einem mittelständischen Unternehmen aus der Region. Hier begleiten wir einen Wandel im Unternehmen mit einer Reihe von Workshops. Wie oft bei KMU, ist das Thema bei der Geschäftsführung aufgehängt und so werden auch Entscheidungen an der richtigen Stelle getroffen. Ein Hoch auf die KMU in Deutschland! Wir werden uns noch stärker als Zielgruppe darauf fokussieren.

Deutlicher Trend zu Online-Terminen

Auch unsere Coachings von Führungskräften laufen unverändert weiter, die Umstellung auf Online-Termine funktionierte völlig problemlos, auch wenn manche Klient*innen anfangs noch skeptisch waren. Mittlerweile sind die Coachingprozesse ein netter Mix aus Präsenz- und Online-Terminen. Erst kürzlich habe ich wieder einen spannenden Entwicklungsprozess einer Klientin erfolgreich abgeschlossen.

Die größte Veränderung ist – auch aus Sicht der Kunden – der Wandel hin zu Online-Trainings und Online-Coachings. Bei Coachings war es ja noch recht einfach, statt Präsenzterminen nun über Zoom oder MS Teams zu arbeiten. Doch ein zweitägiges Präsenztraining ist – mit gleichen Themen und Lernzielen – nicht einfach mal so in ein Online-Training mit wesentlich kürzeren Modulen umzuwandeln. Es kostete ein ordentliches Stück Arbeit, unseren Klassiker „Professionelles Projektmanagement“ vom zweitägigen Präsenztraining in ein Online-Training mit vier Modulen zu transformieren.

Der Trick mit der Kaffeepause

Doch die Transformation scheint bestens gelungen zu sein. Die Feedbacks der Teilnehmer*innen sind sehr positiv. Der Wechsel vom gestandenen Präsenztrainer zum ebenso begeisternden Online-Trainer ist mir nach persönlicher Fortbildung gut gelungen. Tatsächlich fühle ich mich mittlerweile „live online“ genauso wohl wie im Tagungsraum. Sogar für die Gespräche in den Kaffeepausen habe ich eine Lösung gefunden: Ich bin einfach immer am Nachmittag etwas früher online verfügbar. Wer dann noch mit mir gemeinsam bei einer Tasse Kaffee plauschen will, gerne. Das freiwillige Angebot greifen einige Teilnehmer*innen dankend auf.

Unterschiede zwischen Live- und Online-Präsenz

Was sich mit der Umstellung auf online geändert hat, ist jedoch die Erwartungshaltung der Kunden. Diese gehen selbstverständlich davon aus, dass der Trainer jedes Angebot sowohl online wie auch als Präsenzveranstaltung deckungsgleich, also mit gleichen Inhalten und Zielen, bieten kann. Hier ist wohl noch etwas Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn aufgrund des komplett anderen Rahmens (weniger Teilnehmer, kürzere Blöcke, virtuell statt „live“ im Tagungsraum) benötigt ein Online-Training doch eine komplett andere Dramaturgie und Moderation wie ein Präsenztraining. Ebenso müssen andere Medien erstellt werden: Powerpoint statt Flipchart oder ergänzend ein vorbereitetes Miro-Board. Das ist ein Aufwand, der aus meiner Sicht auch honoriert werden muss.

Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass ich dankbar bin für die vielen unterschiedlichen Perspektiven, die mir das Leben während der Krise eröffnet hat. Auch wenn es manchmal bedeutet, dass Beziehungen enden. So sind einige langjährige Freundschaften den schwierigen Gesprächen zur Beurteilung der Corona-Maßnahmen zum Opfer gefallen. Auch ein Netzwerkpartner hat sich deswegen verabschiedet.

Aber das Leben ist nun mal Veränderung. Bei allen hatte sich schon länger angekündigt, dass sich unsere Wege in der Zukunft trennen werden. Nun war es eben soweit. Und ich kenne auch Menschen, die an Corona erkrankt sind und einen Arzt, der Corona-Patienten behandelt und dabei auch Todesfälle erlebt hat. Daher bin ich dankbar dafür, mich bester Gesundheit zu erfreuen und nicht erkrankt zu sein.

Online-Marketing-Strategie zeigt erste Früchte

Doch zurück zur Gegenwart im September 2020. Tatsächlich werde ich gerade von vielen neuen Anfragen fast überschwemmt. Anfragen zu Führungstrainings, Trainings zu Projektmanagement, aber auch neue Formate wie Selbstlernkurse oder Coachings. Dazu gleich noch mehr. Allein die Tatsache, dass aktuell viele Anfragen reinkommen – wie immer zu dieser Jahreszeit – ist erfreulich. Verbunden mit dem schönen Feedback, dass mich die Anfragenden auch tatsächlich übers Internet gefunden haben, ist das noch wertvoller. Zeigt es doch, dass meine stark auf Online-Aktivitäten ausgerichtete Marketing-Strategie aufzugehen scheint. Das beruhigt erstmal.  Es sind kurzfristige Anfragen dabei und solche mit mittlerem Zeithorizont: die ideale Mischung.

Homeoffice und die Kultur des Wandels

Was sich aktuell bei den Firmen abzeichnet, sind aus meiner Sicht zwei neue Themen. Das eine ist, dass die Umstellung auf Homeoffice viele Herausforderungen bietet. Dabei meine ich nicht nur die Herausforderung, Berufs- und Privatleben zu trennen und zu organisieren oder ungestörte Zeiten für Online-Termine zu finden. Natürlich ist das manchmal auch bei uns im Netzwerk ein Thema. So erinnere ich mich gerne an einige Abstimmungstermine mit meinem Kollegen Robert C. Summers, bei denen auch dessen dreijähriger Sohn Julian live auf Teams mit dabei war.

Da ging es eben dann nicht nur um unsere normalen fachlichen Themen, sondern manchmal waren wir plötzlich in Fachgesprächen zum Thema Lokomotiven und Eisenbahn. Sie ahnen es vielleicht schon, Julian ist natürlich Eisenbahn-Vollprofi! Eine kurze Vorführung seiner Lokomotiven und Waggons durfte dann nicht fehlen in unserem Videocall. Für mich waren das ganz besondere Momente, weil ich ja dadurch viel persönlicher Kontakt zu Roberts Familie bekam – schließlich saß ich ja virtuell schon fast in Julians Kinderzimmer.

Mit Blick auf unsere Netzwerk-Partner und Kunden kommt gerade oft auch die Frage nach der Veränderung der Kultur in Unternehmen, wenn ein Großteil der Belegschaft nur noch im Homeoffice sitzt. Was passiert da in Sachen Teamwork, Silodenke und Entscheidungen in Alleingängen? Tatsächlich stellen viele Kunden fest, dass eine Beeinflussung der Firmenkultur in eine gewünschte Richtung nun fast gar nicht mehr möglich ist.

Wobei ich glaube, dass das auch bisher ohnehin nur sehr eingeschränkt möglich war. Teams, die selbstorganisiert arbeiten, mögen vielleicht die fehlende Einflussnahme von Führungskräften begrüßen; Führungskräfte dagegen sehen jetzt mehr als bisher „ihre Felle davonschwimmen“. In jedem Fall denke ich, dass dieses Thema uns alle in Zukunft noch intensiver beschäftigen wird.

Gesteigerter Bedarf an Krisen-Coachings

Was gerade deutlich zunimmt und wohl eine Weile auch so bleiben wird, ist ein gesteigerter Bedarf an Coachings für Krisenzeiten und den Umgang mit Veränderungen. Das Thema wird von Führungskräften nachgefragt, aber auch von Privatpersonen. Natürlich hat uns allen gerade der lockdown schlagartig eine Vielzahl neuer Herausforderungen gebracht. Bei Singles war es eher die Isolation, bei Familien die mangelnde Möglichkeit, mal aus dem Familiensystem für eine gewisse Zeit auszusteigen oder einfach nur etwas Ruhe für sich selbst zu finden.

Für zusätzliche Verunsicherung sorgt auch die Unsicherheit, ob Corona uns in den kommenden Monaten wieder zusätzliche Einschränkungen bringen wird. Ebenso ist die wirtschaftliche und politische Situation weltweit alles andere als stabil. Gefragt sind daher auch immer wieder Techniken zur Stärkung der eigenen Resilienz und Zentrierung. Somit bleibt als Fazit, dass die Krise mir persönlich neue Perspektiven und Impulse gebracht hat. Etwa die Möglichkeit, mich zunächst auf mich selbst zu besinnen. Und die Hektik der vielen Reisen habe ich wirklich nicht vermisst. Die größte Chance war allerdings, endlich Themen wie Online-Trainings und Selbstlernkurse anzugehen, für die bisher nie Zeit war.

Neue persönliche Freiräume entdeckt

Ebenso natürlich die Tatsache, dass ich in diesem Jahr viel mit dem Rad unterwegs war. Bisher sind es knapp 1.800 gegenüber sonst 300 – 400 Kilometer und immerhin 12.000 Höhenmeter. Ich finde das für einen Asthmatiker wie mich ordentlich, auch wenn es natürlich dem „elektronischen Wadl“ und seiner Unterstützung gedankt sei. Ein Genuss war es auch, die Schönheit vor der eigenen Haustür neu zu entdecken, die inneren Ausgleich schenkt.

Das Radfahren lässt sich zudem wunderbar mit Online-Trainings vereinbaren. Abends kann ich mich bei schönem Wetter noch aufs e-MTB schwingen und so mit Sport an der frischen Luft in den Feierabend starten. Das ist ein klarer Pluspunkt, verglichen mit der oft sinnlosen Wartezeit im Stau oder am Flughafen. Von den Hotelnächten, also dem Luxus, stattdessen im eigenen Bett zu schlafen, wollen wir gar nicht reden.

Die ideale Balance finden

Am Schluss wage ich noch einen Blick in die Zukunft. Persönlich will ich gerne weniger reisen, es darf künftig ein guter und bunter Mix aus Präsenz- und Online-Terminen sein. Unternehmen werden weiterhin einen Bedarf an professioneller Unterstützung und Begleitung haben, ob nun als Coaching, Training oder Beratungsleistung. Nein, eigentlich werden sie mehr Bedarf denn je haben, schließlich haben wir alle am eigenen Leib erfahren, wie „VUCA“ doch unser Leben ist.

Aus der systemischen Lehre stammt der Satz, dass die dauerhafte Veränderung eines Systems nur durch einen starken Impuls erfolgen kann. Ich möchte weiter hoffen, dass die Erfahrung der Pandemie, des Lockdowns mit allen Folgen, uns aufgeweckt hat. Wir wissen schon länger, dass es nicht so weitergehen kann. Weder bei den großen Fragen auf globaler Ebene wie Klimawandel oder Migration noch bei Themen wie dem Wandel in der Arbeitswelt – weg von command & control hin zur mehr Selbstorganisation und Verantwortung auf Teamebene.

Corona: Wandlungsimpuls statt Störfaktor

Das wäre eigentlich mein Wunsch an unsere Leser: Lassen Sie es nicht zu, dass die Corona-Krise nur ein kurzer Störfaktor war. Lassen Sie uns alle daran arbeiten, dass es ein Impuls war, der uns aufgeweckt hat. Um uns Gedanken über den Wandel zu machen, wie eine umweltfreundliche, klimaschonende, achtsame und wertschätzende Welt aussehen kann. Und ins Tun zu kommen. Dazu sind wir alle zusammen als Gemeinschaft gefragt. Nicht mit Prämien fürs Pflegepersonal. Sondern der Wandel muss in den Köpfen und herzen ankommen und in unser aller Verhalten sichtbar werden. Täglich aufs Neue.