Durch Schatten-Arbeit zu mehr Selbstwirksamkeit
Ein Fall für Schatten-Arbeit: Da stehen Sie mitten im Lokal – eine Gruppe von neun Männern, eingehüllt von einer dicken Testosteronwolke. Die Gaststätte ist zur Mittagszeit so gut wie vollbesetzt mit einer Gruppe älterer Damen, Handwerkern, Angestellten und Gymnasiasten. Natürlich haben die neun “Helden” – alle groß, kräftig und nicht unbedingt leise – keinen Tisch reserviert und suchen jetzt einen gemütlichen Platz.
Ich fühle mich allein schon durch ihr dominantes Auftreten massiv bedrängt. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Der Wirt kommt zu mir an den Tisch, den er mir kurz vorher noch als letzten freien Platz zugewiesen hatte. Ob es mir etwas ausmachen würde, fragt er, wenn…. Ich weiß sofort, was er meint und kann doch nicht antworten. Tunnelblick, Herzklopfen, Adrenalin. Mein Revier. Ich bin bereit für jede körperliche Auseinandersetzung, die da kommen mag.
Das Einzige, was ich – zum Glück sozialverträglich – tatsächlich tue, ist rasch zu antworten. Ich setze mich definitiv nicht an den kleinen Zweiertisch direkt neben der lauten Damenrunde. Wow, ein ganzer Satz. Der Wirt nickt: „Alles okay, kein Thema“ und verschwindet zu einem anderen Tisch, an dem zwei Leute sitzen. Die dann an den Zweiertisch umziehen.
Kraftprotze und Triggerpunkte
Was passiert hier gerade? Normalerweise bin ich doch der Erste, der kooperativ ist und in so einer Situation nachgibt. Oder es zumindest dem Wirt einfacher macht, zumal ich ja wirklich als Einziger an einem großen Gruppentisch sitze. Aber das Auftreten dieser Kraftprotz-Truppe und die unverblümte Selbstverständlichkeit, mit der diese Kerle zu erwarten scheinen, dass ihnen jeder Platz macht, hat mich massiv getriggert und kampfbereit gemacht.
Kennen Sie das? Jemand betritt den Raum, spricht ein, zwei Sätze und schon sind Sie auf 180 und angetriggert. Warum reagieren wir auf manche Mitmenschen so stark? Und warum stört andere Menschen so ein Verhalten überhaupt nicht? Hier hatten doch eindeutig ein paar Voll…. ihren Auftritt. Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn der Voll… hat leider auch ganz viel mit uns selbst zu tun. Nur ist es zuweilen extrem unangenehm, in den Spiegel zu schauen und dort etwas ganz anderes zu erblicken als wir erwarten.
Innere Saboteuren auf der Spur
Auch beim Coaching im Business sind solche übertriebenen und auffällig deutlichen Reaktionen immer wieder ein Thema. Wodurch werden sie ausgelöst? Ich möchte mich deshalb in diesem Blogbeitrag etwas genauer mit diesen „Knöpfchendrückern“ beschäftigen. Sie werden einige interessante und unterstützende Strategien zum Umgang damit kennenlernen und Sie werden etwas über die Hintergründe der sogenannten „Arbeit am Schatten“ erfahren. Denn interessanterweise hat der Schatten und die in ihm verdrängten Persönlichkeitsanteile – im Sinne der Psychologie von C.G. Jung – auch viel mit uns selbst zu tun. Doch dazu später. Das Ziel ist, dass wir souveräner damit umgehen lernen.
Ich bin als Business Coach immer wieder erstaunt, wie wenig Menschen sich selbst kennen. Wir alle haben unsere Glaubenssätze, unsere inneren Antreiber, unsere Werte, unser Selbstkonzept und schließlich auch den „Schatten“ unserer Persönlichkeit. In ihm sind verdrängte, unliebsame und unbewusste Anteile unser Persönlichkeit beheimatet. Nur wenige Menschen sind sich dieser Themen bewusst, geschweige denn, haben sich jemals ernsthaft damit auseinandergesetzt. Mit der passenden Anleitung an der Hand können Sie mit diesen Themen arbeiten, wodurch sich eine Menge zum Positiven verändern kann. Dies betrifft etwa die Gestaltung eines selbstbestimmten Lebens oder auch das Zusammenspiel mit anderen Menschen.
Die Arbeit am eigenen „Schatten“
Meine Klient*innen kennen einige der Werkzeuge bereits aus ihrem eigenen Coaching. Sie funktionieren tatsächlich auch gut im Selbststudium, gewinnen aber deutlich an Klarheit und Schlagkraft, wenn ich mit einer vertrauten Person oder eben einem Coach als „Spiegel“ arbeite. Deshalb empfehle ich grundsätzlich, die Anleitung der einzelnen Schritte zu zweit durchzuführen und über die Ergebnisse zu sprechen. Für eine Vertiefung ist es gut, sich spätestens im zweiten Schritt professionelle Unterstützung zu suchen. Dafür können Sie jederzeit bei mir ein kostenloses 30-Minuten-Gespräch buchen, um über Ihre Anliegen mit mir zu sprechen.
Genug der Vorrede, lassen Sie uns gleich ganz konkret beginnen. Für die Arbeit verwenden Sie am besten unser zweiseitiges Arbeitsblatt (PDF gibt es hier), eine Schere und vier verschiedenfarbige Stifte, am besten Textmarker oder Buntstifte, sowie einen Kugelschreiber. Drucken Sie das Arbeitsblatt einseitig auf zwei Blättern aus oder arbeiten Sie auf einem karierten Blatt A4 im Querformat. Wir beginnen mit Ihren ganz persönlichen „Antitypen“, also den Menschen, die Sie gar nicht mögen, die überhaupt nicht in Ordnung sind, die sie triggern, die bei Ihnen starke negative Emotionen auslösen oder die sie sogar als ihre absoluten „Feinde“ oder Gegner bezeichnen würden. Sie wissen schon, wen ich meine, richtig?
Anti-Typen und Vollidioten
Schreiben Sie ungefähr 20 dieser Antitypen in die Tabelle in die Spalte „Name“. Hören Sie nicht auf, bevor Sie nicht mindestens 18 davon aufgeschrieben haben. Ich will Ihnen gerne ein paar Tipps geben, wo Sie die geeigneten Persönlichkeiten finden. Gehen Sie dazu Ihr Leben chronologisch durch. Einige kennen Sie schon sehr lange.
Beispiele sind die unsäglich nervige Tante (oder der Onkel, Cousin, …), ehemalige Freundschaften – vor allem, wenn sie im Streit geendet haben -, schwierige Nachbarn, ehemalige Mitschüler*innen und Lehrer*innen. Analog dazu können Sie natürlich Ihre Ausbildung oder Ihr Studium durchforsten. Vielleicht gab es da auch noch jemand in der Verwaltung, der Studentenvertretung, aus der Lerngruppe und ähnlichem. Weitere Ideen kommen aus Ihren Hobbies, Ihren Vereinen oder Ihren Freizeitbeschäftigungen.
Sie haben noch immer keine 20 Antitypen identifiziert? Okay, dann geht’s jetzt ans Eingemachte: Ich vermute, dass wir alle früheren romantischen Beziehungen auf die Liste setzen können, alle Ex-Partner*innen, alle nicht so romantisch beendeten Beziehungskisten. Und natürlich finden wir in Ihrem Berufsleben schwierige, nervige, intrigante oder mit anderen Charakterschwächen gesegnete Vorgesetzte, Kolleg*innen und Geschäftspartner. Sollte das immer noch nicht reichen, sind auch Schauspieler oder Politiker als „Projektionsfläche“ zulässig.
Cluster der negativen Eigenschaften
Wenn Sie die 20 Namen auf der Liste haben, schreiben Sie bitte alle negativen Eigenschaften dieser Persönlichkeiten oder deren Charakter auf. Und zwar möglichst so klar und aussagekräftig wie möglich. Ich will kein „schwierig“ lesen, sondern deutliche Worte wie: berechnend, intrigant, manipulierend, egozentrisch, arrogant, strunzdumm, komplett weltfremd, stinkfaul. Ziehen Sie bitte ordentlich vom Leder, so ist es richtig. Pro Name sollten so etwa fünf besonders negative Eigenschaften auf dem Arbeitsblatt stehen. Idealerweise sollte das Blatt nun komplett beschrieben sein.
Kommen wir zum nächsten Schritt: Schneiden Sie mit der Schere die erste Spalte der Namen ab. Wir benötigen jetzt nur noch die Eigenschaften. Zerknüllen Sie den Streifen mit den Namen, werfen Sie ihn in den Shredder, verbrennen Sie die Papierkugel feierlich, was auch immer. Nun bilden wir Cluster, sammeln also thematisch zusammenhängende Eigenschaften. Hier kommen Ihre Textmarker oder Buntstifte zum Einsatz. Markieren Sie bei den Eigenschaften alles, was für Sie häufig Hand in Hand geht oder zusammengehört.
Bilden Sie vier Blöcke, wenn es geht, es können auch drei oder fünf sein. Wenn für Sie also weltfremd, engstirnig, und selbstüberschätzend zusammengehören, markieren Sie diese Wörter mit der gleichen Farbe, unabhängig von den Zeilen, in denen sie stehen. Fertig? Keine Eigenschaft mehr übrig? Sind alle vier Farben zum Einsatz gekommen? Perfekt!
Das „weinerliche Opferlamm“ im Fokus
Nun übertragen Sie diese vier Cluster auf die nächste Seite mit den vier großen Bereichen. Einfach übernehmen. Wenn Sie damit fertig sind, benennen Sie Ihre vier (Haupt-) Antitypen mit treffenden, deutlichen Worten, am besten mit mindestens einem Adjektiv und Substantiv. Also zum Beispiel die „dummdreiste, intrigante und maximal übergriffige Bürostreberin“ oder der „kleinkarierte, superstrenge, pedantische Buchhalter“, der „hinterhältig-gemeine Saboteur“. Oder vielleicht auch: das „weinerliche, dummlächelnde Opferlamm“.
Fertig? Sie haben nun vier Ihrer Antitypen benannt und können dazu jeweils einige Charaktereigenschaften aufzählen. Bitte seien Sie ruhig drastisch und kreativ in ihrer Sprache, das hilft paradoxerweise zu einem besseren Ergebnis. Wenn Sie diese Anleitung mit einem lieben Menschen durchgehen, am besten parallel zu zweit daran arbeiten, können Sie jetzt einen Zwischenschritt durchführen: Stellen Sie sich gegenseitig spielerisch Ihre Antitypen vor, so plastisch und anschaulich wie möglich. Vielleicht fällt Ihnen dazu auch die passend-verkrampfte Körperhaltung ein. Und fragen Sie Ihr Gegenüber, was diesem auffällt. Vielleicht erkennen Sie dann schon, wohin unsere Reise führt. Die Auflösung kommt später.
Nun geht es an die Arbeit. Ich bitte Sie, sich selbst oder Ihrem Gegenüber die folgenden Fragen zu beantworten. Lassen Sie sich Zeit, denken Sie in Ruhe nach, seien Sie ehrlich zu sich selbst, gehen Sie nicht gleich nach dem ersten Impuls weiter. Sie leisten hier tiefgehende Arbeit, darin liegt exakt der Wert dieser Anleitung. Sie können sich auch gerne je Frage bewusst eine Stunde, einen halben oder ganzen Tag Zeit nehmen, in diese „Persönlichkeiten“ und die Resonanz in Ihnen hineinspüren. Machen Sie sich immer wieder Notizen, bevor Sie zur nächsten Frage gehen.
Schatten-Arbeit und Werte
Die erste Frage lautet: Was hat Dein Anti-Typ in der Schatten-Arbeit mit Deinen Werten zu tun? Meistens geht es hier um grundlegende Werte, die die Anti-Typen verletzen. Somit finden Sie hier oft gute Hinweise auf zentrale Werte in ihrem Leben, die Ihnen sehr viel bedeuten. Schreiben Sie sich diese Werte auf, denken Sie darüber nach, wie Sie diese Werte leben wollen und vor allem auch, worauf Sie im Umgang mit anderen Menschen achten wollen. Wie stellen Sie z.B. sicher, dass ein „übergriffiger Volldepp“ künftig nicht mehr über Ihre persönlichen Grenzen tritt? Wo setzen Sie zu wenig, zu spät, zu unklar Grenzen? Wie wollen Sie sich hier verbessern?
Kommen wir zur zweiten Frage. Wenn Sie mit einem Partner arbeiten, dann bitte einzeln für jeden Anti-Typ durchgehen und beantworten: Was erlaubt der Anti-Typ sich, was du dir nicht erlaubst? Hier kommen wir schon sehr ans „Eingemachte“ unserer Persönlichkeit. Oft erlauben sich die Anti-Typen nämlich etwas, das wir selbst interessant, spannend, reizend oder ähnliches finden, uns aber selbst nicht erlauben. Oder sie machen das in einem Ausmaß oder einer Intensität, die für uns nicht in Ordnung ist. Auch hier bitte wieder Zeit nehmen, Pausen zulassen, dran bleiben, nicht mit dem ersten Impuls aufhören. Und für jeden Anti-Typ beantworten.
Der Blick in den Spiegel
Gehen wir weiter zur dritten Frage: Was macht der Anti-Typ „Schlimmes“, das du an dir selbst auch nicht leiden kannst? Puh, ich weiß, jetzt wird’s heftig. Iiiiich? Ich mach das doch gar nicht!! Ja, ich weiß… und doch wissen wir beide es besser, oder? Ich habe nie versprochen, dass die Reise zu uns selbst immer einfach ist. Aber es lohnt sich, auch hier wieder ganz ehrlich zu sich selbst oder einem lieben Menschen (alternativ natürlich: dem Profi unter Vertraulichkeit) zu sein. Hier kommt unsere Reise zu uns selbst auf eine andere Ebene… und wir der Auflösung noch ein Stück näher. Vielleicht merken Sie selbst jetzt schon, wo der Hase im Pfeffer liegt. Auch hier gilt wieder: ehrlich sein, Zeit lassen, sich nicht überfordern, aber bitte genau hinschauen und -fühlen!
Damit sind wir bei der vierten und für heute letzten Frage angelangt: Was würde es dir bringen, wenn du nur ein ganz kleines bisschen so wärst wie dein Anti-Typ? Vermutlich wird es jetzt wieder etwas leichter, denn wir sehen plötzlich unsere Anti-Typen in einem anderen Licht. Tatsächlich sind das ja auch nur Menschen und – auch wenn es schwierig vorstellbar ist – gibt es da auch andere Menschen, die unsere Anti-Typen mögen, lieben, bewundern oder in einem anderen positiven Licht sehen.
Ein Booster für die Persönlichkeitsentwicklung
Womit wir auch langsam zur Auflösung kommen. Die Anti-Typen sind bei uns allen natürlich anders besetzt und haben vor allem etwas mit uns selbst zu tun. Vielleicht hat Ihr Gegenüber bei der Vorstellung oben ja schon angemerkt, da auch Sie selbst zu erkennen in mancher Situation. Aber…., und hier kommt jetzt die gute Nachricht: Die Kenntnis und Auseinandersetzung mit den Anti-Typen macht das Leben einfacher und entwickelt unsere Persönlichkeit. Manchmal verändern sie sich auch im Laufe unseres Lebens, analog zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Es verschwinden manche von der Liste oder sie lösen nicht mehr so starke Emotionen in uns aus.
Sie ahnen es sicherlich schon. Unsere Anti-Typen sind ein Teil von uns, deswegen erkennen sie andere Menschen in uns oft auch. Der Schweizer Psychologe C.G. Jung hat das Konzept des „Schattens“ unserer Persönlichkeit entwickelt, dessen Erkenntnisse die Grundlage bildet. Jung hat – in aller Kürze – erkannt, dass wir alle einen besonders „schönen“ Teil unserer Persönlichkeit gerne zeigen: die Persona. Das ist eine Maske, denn in Konflikten zeigen wir sehr wohl auch andere Teile unserer Persönlichkeit.
Verletzungen und Tabus auf den Spuren
Wir haben aber auch im Laufe unseres Lebens einige negative Eigenschaften unserer Persönlichkeit in den „Schatten“ gestellt. Hintergründe sind oft auch tiefgreifende Verletzungen, Schamgefühle, Traumata oder Notsituationen, die Persönlichkeitsanteile in den Schatten abwandern lassen. Nicht zuletzt sind übertrieben gelebte Werte (wodurch sie ins Negative kippen), Verbote oder auch Tabus Triebfedern für „Schattenanteile“. In jedem Fall ist der Schatten ein wesentlicher Anteil unserer Persönlichkeitsstruktur – ob integriert oder nicht.
Im Kontakt mit anderen Menschen ist das oft wie ein Schlüssel-Schloss-Mechanismus. Jemand „triggert“ durch sein Verhalten unseren Schatten, hat sozusagen den Schlüssel zu unserem Schattenschloss in seiner Hand. Und löst damit so einiges bei uns aus, was herzlich wenig mit dem Schlüsselträger zu tun hat. Deswegen durften Sie auch die Namensliste entsorgen. Oft sind es ja auch Themen oder Muster, die uns schon länger im Leben begleiten. Somit sind es auch Hinweise auf die eigene Persönlichkeitsentwicklung.
Was machen Sie nun mit Ihren Anti-Typen? Nun, der erste Teil läuft sicher schon bewusst: Sie werden sie künftig schneller erkennen oder bemerken, wenn jemand den passenden Schlüssel bei Ihnen ansetzt. Damit kommen wir zur Entwicklungsarbeit: Sie haben die entsprechende Eigenschaft in ihren Schatten gestellt, vielleicht ist es jetzt langsam an der Zeit, sich damit zu versöhnen, sie wieder ans Licht zu holen, in ihre Persönlichkeit zu integrieren. Und vielleicht sogar: von den Schattenpersönlichkeiten und ihren Eigenschaften profitieren. Natürlich in dem Maß, wie es für Sie selbst okay ist. Gehen Sie großherzig und humorvoll mit sich selbst um und akzeptieren Sie diese Eigenschaft – sie ist ein wesentlicher Anteil von Ihnen selbst. Und manchmal eben nur eine übertriebene Stärke.
Rückenwind für mehr Selbstwirksamkeit
Ich möchte Ihnen zum Schluss noch einige Beispiele nennen, was sich durch diese Arbeit geändert hat. Beginnen wir mit einem persönlichen Beispiel: Ich merke öfter und schneller, wenn der „supergescheite Weltverbesserer und -erklärer“ in mir aktiv wird. Ich weiß mittlerweile, dass Lernen eine meiner „großen“ Strategien ist, um unangenehme Situationen zu vermeiden. Und dass ich eben dabei auch gelegentlich übers Ziel hinausschieße.
Ein Klient hat sich mittlerweile mit seinem nachtragenden Anteil versöhnt und weiß, wann er Themen liegen lassen darf oder einen Konflikt abhaken. Das hat ihm vor allem als Führungskraft viel vorangebracht, weil er früher deswegen oft die Position oder auch das Unternehmen wechseln „musste“. Eine andere Klientin hat sich mit der (natürlich eigenen) Dominanz beschäftigt, die sie früher oft getriggert hatte, vor allem bei männlichen Vorgesetzten.
In der Arbeit ist ihr mancher Teufelskreis bewusst geworden, wo sich zwei dominante Persönlichkeiten gegenseitig „hochgeschossen“ hatten. Mittlerweile weiß sie, wo sie bewusst dominant sein will und hat daneben einige andere Strategien entwickelt, um in bestimmten Situationen vor allem ihre Grenzen zu wahren. Interessanterweise hat ihr der „Anti-Typ“ diese inzwischen positiv eingesetzte Eigenschaft als Triggerpunkt vor Augen geführt.
Mit Schatten-Arbeit zu mehr Qualität im Leben
Ein weiterer Klient hatte Schwierigkeiten mit arroganten Besserwissern und konnte auch im Austausch mit Peers erkennen, wo er selbst recht arrogant und besserwisserisch unterwegs war. Das hat dann zu mehreren sehr offenen Gesprächen und Feedback-Runden geführt, wodurch die eigene Position und Akzeptanz deutlich gestärkt werden konnte.
Sie sehen, es braucht auch Mut, sich zu entwickeln und Konfrontationen auszuhalten, aber ganz oft wird dieser Mut auch durch eine höhere Qualität in unseren Beziehungen und der eigenen Lebensgestaltung belohnt. Oder es kommt seltener dazu, dass jemand einfach den Schlüssel umdreht, wodurch wir gelassener und zufriedener werden. Wir können mit mehr Selbstakzeptanz durchs Leben gehen. Selbstakzeptanz ist übrigens das ultimative Ziel von Coaching.
Ich wünsche Ihnen viel gute Einsichten und Erfolg mit Ihren Anti-Typen, integrieren Sie diese Anteile gerne wieder in Ihr Leben und melden Sie sich, wenn Sie Unterstützung benötigen.
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