Zen und die Kunst der Präsentation
Gerade während der coronabedingten Arbeit im Homeoffice und den vielen Videokonferenzen fällt mir immer wieder ein Punkt auf, den wir in dieser Rubrik vielleicht nochmal „nachschärfen“ sollten: die Kunst der Präsentation. Sie erscheint schon bei Präsenz-Seminaren und Workshops nicht unbedingt jedermanns Sache zu sein. Fällt dann auch noch die Live-Atmosphäre der persönlichen Begegnung und Wirkung weg wie in virtuellen Video-Diskussionen oder beim eLearning können ein paar Impulse von Könnern ihres Fachs nicht schaden. Hier ein weiterer passender Blog-Beitrag dazu.
Ich habe mir deshalb für unseren aktuellen Literaturtipp einen gefragten Klassiker des Metiers ausgesucht: Garr Reynolds „Zen oder die Kunst der Präsentation: Mit einfachen Mitteln gestalten und präsentieren“.
- Reynolds, Garr (Autor)
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Die Erstausgabe erschien 2007, in diesem Jahr ist bereits die mittlerweile dritte Auflage herausgekommen. Millionen Leser und Zuhörer hat der weltweit gefragte Kommunikationsberater, preisgekrönte Designer, Bestsellerautor und Musiker bereits inspiriert.
Präsentations-Experte mit Apple-Hintergrund
Als Corporate Trainer arbeitete er früher für den japanischen Elektro-Konzern Sumitomo und betreute die weltweiten User Group Relations des Apple-Konzerns. SAY Media out aus New York sah in ihm 2011 einen der „100 einflußreichsten Persönlichkeiten des Internets“. Garr hat selbst lange in Japan gelebt und weiß als Zen-Praktizierender, wovon er spricht.
Das Problem ist bekannt: Jeder hat sich schon mal durch schreckliche Präsentationen gequält, die langweilig, verwirrend dicht und voller unnötiger Unordnung und Effekte war. Umgekehrt gibt es Gegenbeispiele, die durch Witz, Überraschung, eindrückliche Bilder, Einfachheit und wenige, aber gut gegliederte Informationen oder gar Geschichten bestechen. Und die nachwirken und den Geist auch danach noch beschäftigen. Hier setzt Garr an.
Lenken der Aufmerksamkeit
In der aktuellen 3. Ausgabe zeigt der Design-Experte, wie sich mit modernen Versionen von Powerpoint, Keynote oder anderen Präsentationstools die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnen lässt. Der Leser lernt, Folien zu erstellen, die die Aufmerksamkeit genau dorthin lenken, wo er es will, und wie man Menschen inspiriert anstatt sie mit Fakten und Daten zu ersticken.
Garr schlägt Beispiele und Techniken vor, mit denen sich die Ablenkungen und das Rauschen des modernen Lebens durchdringen lassen, um das Publikum auf einprägsame Weise anzusprechen. Farbige Lektionen und frische Sichtweisen kombinieren bewährte Designprinzipien mit den Grundsätzen des Zen.
Zen-Grundsätze in der Präsentation
Einige wesentliche Kriterien für gute Foliengestaltung sind etwa:
- Zeichen vs. Unschärfe: Viele Folien sind mit Informationen überfrachtet, die eigentlich unwichtig sind.
- Überlegenheit des Bildes: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Denn sie machen Argumente kräftiger und Geschichten anschaulicher. Das können dann Fotos, Grafiken oder Zeichnungen sein.
- Leerraum: Er spielt bei der Gestaltung eine tragende Rolle. Leerraum wirkt und schafft Ruhe. Im Gegensatz dazu versuchen viele, den Platz auf der Folie bis auf den letzten Quadratzentimeter zu füllen.
- Gegensatz: Mit Hilfe dieses Prinzips können einzelne Objekte besonders herausgehoben werden.
- Wiederholung: In einer Powerpoint-Präsentation sollte ein Element oder Signet in identischer oder ähnlicher Weise immer wieder wiederholt werden.
- Ausrichtung: Alle Elemente einer Linie sollten so positioniert sein, dass sie durch eine unsichtbare Linie miteinander verbunden und aneinander ausgerichtet sind.
- Nähe: Was auf einer Folie zusammengehört, sollte auch beieinanderstehen.
Struktur und Kernbotschaft
Derartige Erläuterungen mit vielen Beispielen machen den Schwerpunkt des Buches aus. Garr geht aber auch auf das Wie bzw. das Umfeld der Präsentation und die Vorbereitung ein. Diese sollte gründlich sein, um das Thema gut zu erfassen. Statt gleich am Computer mit der Präsentation zu starten, könnten Post-it-Notes dabei helfen, Zusammenhänge zu erkennen und Ideen zu strukturieren. Der Vortrag bzw. die Geschichte sollte durch Einfachheit bestechen, eine klare Struktur haben und sich auf die Kernbotschaft konzentrieren. „Lassen Sie alles weg, was nichts zur Wahrheitsfindung beiträgt“, sagt Garr und plädiert dafür, Unwesentliches wegzulassen. Ein zentrales Prinzip auch beim Zen.
Ein weiteres ganz zentrales Thema, für das sich Garr stark macht, ist die Kunst, beim Vortrag „ganz anwesend zu sein“. „Packen Sie ihr Publikum von Anfang an und lassen Sie es nicht mehr von der Angel“. Überraschende oder unerwartete Beispiele würzen den Vortrag, der die Zuschauer auch emotional packen soll.
Auch zum Durchblättern ein Genuss
Mir ist klar, dass man derart hehre Ansprüche nicht an jeden kleinen Vortrag oder jede schnelle Präsentationen stellen kann. Aber die Impulse von Garr lassen zumindest aufhorchen. Was mir daran so gut gefällt, ist die Fülle an Tipps und Themen, die abgedeckt sind, von der Vorbereitung über Design/Layout, Typographie bis zum Vortrag selbst. Dazu ein wunderschönes Layout, gute Haptik etc. Allein der Tipp, zu Beginn oder am Ende nochmal klar die Kernaussage zusammenzufassen, hat mir selbst super geholfen. Und mich begeistert auch, dass man gut lesen, aber auch blättern kann in dem Buch. Eben weil es auch sehr viele Beispiel-Folien und Abbildungen enthält.
Garr Reynolds: „Zen oder die Kunst der Präsentation: Mit einfachen Mitteln gestalten und präsentieren“, 334 Seiten, dpunkt.verlag GmbH, ISBN: 978-3864907593
- Reynolds, Garr (Autor)
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Foto: Axel Effner