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Der Coach Markus Blaschka

Selbstfürsorge: Die Kunst, rechtzeitig loszulassen

Wie sieht es bei Ihnen aus mit der passenden Selbstfürsorge? Schauen Sie, bei allem erforderlichen Einsatz für Kunden und Freunde, auch genügend auf Ihre eigenen Bedürfnisse? Oder rutscht die Anzeige im Akku immer wieder gefährlich in den roten Bereich? Sie wissen ja, es ist wie mit den Sauerstoffmasken im Flugzeug beim Druckabfall: Erst die Maske sich selbst überziehen und sich danach als Helfer um andere Mitreisende kümmern. Tatsächlich habe ich die letzten Monate viele Impulse bekommen, mich wieder mehr auf mich selbst zu fokussieren und auf mich aufzupassen. Ich will Ihnen gerne in diesem Beitrag davon berichten, weil ich denke, dass manche dieser Impulse vielleicht auch für unsere Leser*innen hilfreich sind.

Faktoren für das eigene Lebensglück

Generell stelle ich immer wieder fest, wie essenziell es für das Lebensglück ist, seine persönlichen Kernwerte zu kennen und nach diesen in möglichst allen Lebensbereichen zu leben: im Beruf, in der Partnerschaft, in Freundschaften, bei Hobbies und ehrenamtlichen Engagements. Was sind Ihre Kernwerte? Mir sind Augenhöhe, Authentizität und Transparenz sehr wichtig. Augenhöhe bedeutet für mich, dass ich Menschen grundsätzlich auf Augenhöhe begegne und das auch von Menschen, mit denen ich zu tun habe, erwarte.

Vor allem im Beruf erlebe ich es zuweilen, dass manche Partner meinen, sie seien aufgrund ihres Honorars, ihrer Erfahrung oder aufgrund irgendwelcher Ausbildungen deutlich höher oder auch niedriger gestellt als ich. Eine schwierige Situation, die nach meiner Erfahrung auf Dauer nicht gut gehen kann. Ich begegne allen Menschen auf Augenhöhe, weil ich davon ausgehe, dass wir uns alle im Kern doch ähnlich sind. Letztlich weiß ich, auch als Coach, dass wir alle mit sehr ähnlichen Lebensthemen konfrontiert werden und jeder Mensch versucht, nach seinen Maßstäben und Möglichkeiten ein glückliches oder zumindest zufriedenes Leben zu führen.

Authentizität bedeutet für mich, sich nicht zu verstellen oder zu verbiegen. Als Trainer und Coach bedeutet das vor allem auch, die Themen, die man andere lehrt, selbst zu leben. Sie wissen schon: walk your talk. Das verlange ich allerdings auch von Kunden und Partnern ebenso wie von meinen Freunden. Jemand, der Wasser predigt, sich aber mit Wein besäuft, ist für mich nicht authentisch. Transparenz als weiterer wichtiger Kernwert bedeutet, dass der Rahmen und zum Beispiel die Konditionen einer Zusammenarbeit klar sind – und zwar für alle Beteiligten. Alle meine Partner im Netzwerk wissen zum Beispiel, wie unser Angebot an den Kunden aussieht, welchen Anteil ich für Akquise und Marketing einbehalte und welche Konditionen  in punkto Zahlungsziel oder Spesenregelung für den Kunden gelten. Gleiches erwarte ich von meinen Partnern, unter deren Flagge ich oft bei Kunden unterwegs bin. Letztlich ist dies auch eine Frage gegenseitiger Fairness.

Eine klare Position wirkt reinigend

Leo Martin bringt das in seinem Buch „Ich krieg Dich!“, in dem er von seinen Erfahrungen beim Anwerben von Informanten für den Bundesnachrichtendienst berichtet, gut auf den Punkt. Ihr Gegenüber muss wissen, woran es bei Ihnen ist. Sie müssen Position beziehen und Klartext reden. Ihre Positionen und Werte müssen dem Gegenüber nicht gefallen, aber sie sollten klar sein. Das ist die Grundlage für dauerhafte Beziehungen. Ich mache mir das gerade in letzter Zeit wieder oft bewusst und beziehe in vielen Situationen sehr klar Stellung. Ebenso mache ich meine Gesprächsposition oder meine fachliche Meinung zu einem Thema sehr deutlich.

Was natürlich immer hilft, ist, ein paar Tage Abstand zu bekommen und sich zu erholen. Ich war zum Beispiel über die Weihnachtsfeiertage im Thermenhotel in Bad Schallerbach, um dem ganzen Trubel, der mich immer ziemlich stresst, zu entfliehen. Familienstreitigkeiten wie letztes Weihnachten? Gab’s keine für mich. Stattdessen gutes Essen, aufmerksamen Service und entspannende Tage in einer wunderschönen großen Therme. Ich habe mir sogar im November, dem Monat mit den meisten gebuchten Tagen, eine Woche Urlaub in Key West gegönnt. Auch das gehört zur Selbstfürsorge.

Die perfekte Auszeit in Key West

Geht eigentlich gar nicht, mag mancher da einwenden. Aber ich war es mir in dieser Situation absolut wert. Sogar einen Urlaubsflug in der Business Class habe ich mir – zum ersten Mal in meinem Leben – gegönnt. Es war eine tolle Erfahrung, auch mit Blick auf die Lounges oder die beschleunigte Sicherheitskontrolle am Flughafen. Key West ist ohnehin einer meiner Kraftorte. Gute Essen, tolle neue Bekanntschaften und ein herrlicher Ausflug mit einem Katamaran: Ich habe mich perfekt erholt. Ein Ausflug in meine Lieblingsstadt Wien zu lieben Freunden und Bekannten hilft, wenn ich mal kurzfristig einen Tapetenwechsel brauche. Auch das ist ein wichtiges Stück Selbstfürsorge.

Ein weiteres Thema sollte eigentlich immer auf unserer Agenda stehen: das Befreien von Energieräubern. Oder etwas weniger zugespitzt ausgedrückt: das rechtzeitige Verabschieden von Situationen und Menschen, die einfach nicht mehr zu uns passen. Das gilt, wenn eine Umgebung bzw. eine berufliche oder private Partnerschaft unter dem Strich mehr Kraft kostet als sie mir gibt. Wenn ich über längere Zeit deutlich mehr investiere als ich zurückbekomme. Oder wenn ich feststelle, dass unsere Werte und Ziele immer weiter auseinanderdriften.

Abschied von der Rolle als Asylhelfer

So habe ich mich letztes Jahr aus der Rolle als Helfer für Asylanten und Migranten verabschiedet. Dieses Engagement habe ich mehrere Jahre sehr leidenschaftlich übernommen. Ich habe viel gelernt über unser Leben, aber auch über die Situation in den Heimatländern und die Fluchterfahrungen dieser Menschen. Das alles möchte ich als Erfahrung für mein Leben nicht missen, ebenso die vielen Gespräche und Situationen, die ich hier in Deutschland dazu erlebt habe. Das Ende meines Engagements hat viele Gründe. Dazu zählen der deutlich geringere Bedarf an Unterstützung und die Tatsache, dass viele Migranten einfach weitergezogen sind in andere Länder.

Hinzu kamen aber leider auch einige persönliche Erlebnisse, die mich sehr belastet haben. So habe ich die Homophobie bei Geflüchteten und sogar im Helferkreis deutlich unterschätzt. Deshalb war für mich irgendwann der Punkt erreicht, einen Schlussstrich zu ziehen. Immerhin sind einige wunderschöne Freundschaften entstanden. Aber gerade in Krisen erkennt man deutlich, wer zu einem hält.

Ähnliches gilt für meinen Ausflug in die Welt der Politik. Nach einem guten Jahr habe ich festgestellt, dass dort nicht alle Entscheidungen demokratisch getroffen werden. Ebenso gab es stellenweise ein Maß an Männerfeindlichkeit und Homophobie, das ich als liberal eingestellter Mensch sehr bemerkenswert fand. Auch hier war es an der Zeit zu gehen, weil ich an den grundlegenden Entscheidungen und Akteuren nichts ändern konnte und mich in Summe das Freizeit-Engagement mehr Kraft gekostet hat. Ein weiterer Punkt auf meiner Skala für Selbstfürsorge.

Ermutigendes Feedback nach beruflichem Schnitt

Vor einigen Tagen habe ich sogar eine langjährige berufliche Zusammenarbeit beendet. Ich habe mit einem Geschäftspartner vor zwölf Jahren eine Coaching-Ausbildung aufgebaut und war auch die ganze Zeit über als Ausbilder für Business Coaches aktiv. Eine Tätigkeit, die mir extrem viel Freude bereitet hat. Aber wir hatten von Anfang an recht unterschiedliche Werte, was die Zusammenarbeit betrifft. Nun war endlich der Punkt gekommen, wo unsere Wege sich einfach trennten, zumindest für mich.  Glauben Sie mir, das war kein einfacher Schritt für mich. Mein innerer Kreis durfte mich auch dazu ausgiebig und lange Zeit coachen.  Aber ich bin diesen Schritt gegangen und habe sehr viel Feedback bekommen.

Immerhin durfte ich in dieser Zeit geschätzte 200 Business Coaches ausbilden und ein Stück voranbringen in ihrer beruflichen Laufbahn. Anscheinend war das Feedback der Evaluationsbögen zutreffend. Demnach habe ich wohl viel Leidenschaft in diese Rolle eingebracht und vielen Menschen wichtige Impulse gegeben. Und nicht nur etwas beigebracht. Ich bin tatsächlich überwältigt von allen Rückmeldungen, die mich erreicht haben. Telefon, Mail und sämtliche Messengerdienste stehen seit Tagen nicht mehr still. Und so wärmt dieses Feedback auch bei den Fragen, die man sich nach so einer Entscheidung selbst stellt. Gleichzeitig ist all der Zuspruch, die Zustimmung, das Verständnis, das professionelle Feedback zu mir als Ausbilder auch „heilend“. Schauen wir mal, was kommt. Bekanntlich tut sich ja mindestens eine neue Tür auf, wenn eine Tür sich schließt im Leben.

Gutes Gespür für Lebensthemen

Ebenso hilfreich in punkto Selbstfürsorge finde ich es, sich gelegentlich komplett neue bzw. andere Impulse zu holen. Das Auswertungsgespräch zu meinem Geburtshoroskop mit einer langjährigen Partnerin, von deren Astrologie-Ausbildung und Knowhow ich gar nichts wusste, war faszinierend. Tatsächlich entdeckten wir da einige mir schon bestens bekannte Lebensthemen, teilweise aber mit neuen Facetten und Varianten. Übrigens wird 2020 „mein Jahr“, aber ich denke, das ist Ihnen schon beim Lesen klar geworden.

Bei den bewährten Werkzeugen wieder einen neuen Impuls oder Spin reinzubringen, kann unglaublich interessant sein. Als Coach lasse ich mich ohnehin regelmäßig selbst coachen. Ein sehr erfahrener Kollege, dessen Newsletter ich längere Zeit schon lese, ist Roland Kopp-Wichmann. Er scheint ein sehr gutes Gespür für Lebensthemen zu haben und bietet seine Arbeit in einem erfrischend ungewohnten Format an. Erstens bietet er kein Coaching über einen längeren Zeitraum an, sondern arbeitet mit seinen Klienten üblicherweise nur eine Sitzung. Bei der Entfernung Raubling-Heidelberg wären regelmäßige Sitzungen ohnehin auch nur über Skype oder Telefon möglich.

Perspektivwechsel bei einem heilenden Spaziergang

Sein Coaching erstreckt sich über drei Stunden und beginnt mit einem längeren Spaziergang am Heidelberger Philosophenweg. Dort gibt es einen herrlichen Aussichtspunkt mit Blick auf Schloß und Neckar. Wir beide trafen uns an einem nassen Dezembermorgen, dennoch war der Blick toll. Er leitete gut meinen Perspektivenwechsel ein. Kopp-Wichmann ist sehr erfahren, auch als Therapeut, was man schnell merkt. Er äußert zunächst nur wenig. Das, was er sagt, trifft aber genau ins Ziel. Ich war schon am Anfang von seiner Präzision fasziniert. Und so kam er auch bei mir auf einige Punkte und Themen, die emotional sehr bewegend waren. Vieles aus unserem Termin wirkt noch deutlich nach. Letztlich ist auch dieser Blogartikel eine konsequente Folge daraus.

Wenn es um Selbstfürsorge geht, heißt das auch, sich regelmäßig beim Arzt durchchecken zu lassen. Das ist nicht unbedingt etwas, was man(n) sofort mit Freude in Angriff nimmt. Immerhin sind meine Eltern früh an Krebs gestorben, weshalb das Thema auch emotional besetzt ist. Dennoch habe ich den Schritt gewagt. Als Mann über 50 kommen da ja auch so spezielle Männerthemen mit dazu. Zum Glück war soweit alles in Ordnung. Dennoch weiß ich aus meinen Weiterbildungen im Bereich Fitness und Gesundheit, dass das Ergebnis auch ein Tritt in den Hintern ist, wieder mehr Sport zu treiben und mich mehr zu bewegen. Es gibt wieder ein tägliches Schrittziel und ich bin wieder regelmäßig im Fitnessstudio aktiv. Parallel dazu meditiere ich weiterhin mindestens einmal täglich, an den meisten Tagen auch ein zweites Mal.

Selbstfürsorge und Buntheit im Leben

In meiner Arbeit gibt es auch viele Möglichkeiten, mehr auf mich selbst zu achten. Ich liebe Abwechslung, so dass ein bunter Mix an verschiedenen Arten von Aufträgen für unterschiedliche Fähigkeiten förderlich ist: etwas Beratung z.B. als agiler Coach, dann wieder ein schönes Training,  Coachings mit unterschiedlichen Klienten und ein paar Workshops, die ich aktuell mit meinem Freund und geschätzten Kollegen Robert C. Summers bei unseren Kunden durchführe. Selbstfürsorge im Job bedeutet bei mir, durchaus ordentlich aktiv zu sein. Ich arbeite genug, aber die Abwechslung macht es in diesem Fall. Auch ein „ruhiger“ Bürotag, an dem ich Angebote oder Blogbeiträge schreibe, ist eine willkommene Abwechslung zu vielen Auswärts-Terminen bei Kunden. An neuen Kontakten dranbleiben, die sich auf meinen Vorträgen wie bei der DOAG-Konferenz oder den IT-Tagen ergeben haben, ist eine weitere Facette.

Was sind Ihre Erfahrungen, Tipps oder Werkzeuge zum Thema Selbstfürsorge? Wie schaffen Sie es, Ihre eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren? Oder wo würden Sie sich noch Impulse vom Coach wünschen? Schreiben Sie uns gerne als Kommentar oder per Mail an office@drblaschka.de – Ich freue mich auf Ihr Feedback.

Foto: Sinnesbichler