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Walter Kohl: Leben oder gelebt werden

„Leben oder gelebt werden. Schritte auf dem Weg zur Versöhnung“: Allein der Titel des 2011 erschienenen Buches von Walter Kohl  geht unter die Haut. Es ist eines der Bücher, das mich in letzter Zeit am Nachhaltigsten beschäftigt hat. Es zeigt das Leben im Schatten berühmter Vater und die Schwierigkeit, sich daraus zu befreien und zu einem selbstbestimmten Leben zu gelangen.

Der ältere Sohn von Bundeskanzler Helmut Kohl erzählt darin von seiner persönlichen Leidensgeschichte und dem fremdbestimmten Leben im Schatten des prominenten Politiker-Vaters, der ihm zeitlebens fremd geblieben ist, und dem Weg seiner persönlichen Befreiung aus der „Sippenhaft“. Kohls Werk ist dabei zugleich eine aufrichtige Biographie und eine Art therapeutischer Seelenführer, der reflektierend und versöhnt mit seinem Schicksal auch dem Leser den Weg aus Erziehungsfehlern und familiären  Verstrickungen hin zu mehr Selbstbestimmung und Lebensfreude weisen will.

In „Leben oder gelebt werden“ geht es weder um eine Abrechnung mit dem Bundeskanzler Helmut Kohl noch um dessen Frau Hannelore, die als Familienmanagerin fungiert hat. Einfühlsam, glasklar und mit dem Sinn für feinste psychischen Dynamiken lässt Walter Kohl den Leser eintauchen sein Leben. Ein Leben im goldenen Käfig des „Opferlands“, das mit der zunehmenden Prominenz des Vaters  bestimmt ist von Terrorismusangst und Personenschützern, medialer Dauerbeobachtung und fremden Vorgaben.

Leben in Einsamkeit

Die Vereinsamung des 1963 Geborenen verbindet sich mit dem Rätselraten darüber, warum er unter Festungsbedingungen aufwachsen muss, unter den Mitschülern isoliert ist  und weder mit dem Vater noch der Mutter über seine innere Situation reden kann. Es ist „ein innerer Zustand der Selbstaufgabe. Man gibt sich selbst auf, indem man sich in die Rolle des Opfers begibt, sich darauf zurückzieht, wie die Schildkröte sich in ihren Panzer verkriecht“, schreibt Kohl in dem Buch.

Zu „Opferland“, der ungewollten Heimat, gehört auch der falsche Name, der dem Autor mit sechs Jahren von Klassenkameraden eingeprügelt wird: „Sohn vom Kohl“. Ständig wird er an den Maßgaben des Vaters gemessen. „Und wer einmal drin ist, bekommt die Regeln des Opferdaseins zu spüren: Die konsequente Abgabe der Kontrolle über das eigene Leben und das klare Bekenntnis zum Opferstatus.“

Das Buch beschreibt Kohls Prozess der Ichwerdung. Wie er nach jahrzehntelanger Fremdbestimmung, Studium in Harvard, Karriere und verschiedenen Krisen – dem Freitod der Mutter, dem Zerbrechen der eigenen Ehe, dem Bruch mit dem Vater und eigenen Selbstmordplänen – aufhören kann, als „Sohn vom Kohl“ sprichwörtlich gelebt zu werden. Dazu gehört auch die bittere Erkenntnis und Selbstanklage, mit falschen Erwartungen an den Vater durchs Leben gegangen  zu sein.

Walter Kohl erobert schließlich sein eigenes Leben mit seinem Sohn und einer neuen Liebe. Durch einen Prozess bewusster Versöhnung schließt er Frieden mit der eigenen Vergangenheit, mit den Eltern und mit sich selbst. Ein Buch, das Mut macht, sich aus fremdbestimmten Lebensumständen zu lösen und den eigenen Weg zu gehen.

Am 16. März  stehen beim Wissensforum in Rosenheim die Besten der deutschen Speaker-Szene im  Kultur- und Kongresszentrum (KU‘KO) auf der Bühne. Einer der Top-Referenten ist Unternehmer, „Mut-Macher“ und Inspirator Walter Kohl. Lesen Sie hier mehr dazu, warum Walter Kohl es heute als seine Mission ansieht, den Menschen zu mehr persönlichem Frieden zu verhelfen.

>> Hier geht’s zum Buch

Walter Kohl: Leben oder gelebt werden. Schritte auf dem Weg zur Versöhnung
Integral Verlag, München 2011, 274 Seiten, ISBN: 978-3778792049.