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John Bradshaw: Das Kind in uns und seine Traumata

Im letzten Jahr habe ich mich immer wieder in meinem Blog intensiver mit dem Thema Biografisches Coaching befasst. Oft sind es Klienten, die für ein Problem im Beruf mit mir einen Termin als Business Coach ausmachen. Im Laufe der Gespräche stellt sich dann häufiger heraus, dass vergessene, aber deshalb nicht weniger prägende Glaubenssätze, Erfahrungen und Konditionierungen der Eltern oder aus der eigenen Kinder- und Jugendzeit unsere heutigen Entscheidungen und Verhaltensweisen als Erwachsene beeinflussen. Und zwar oft mehr als wir für möglich halten. Wie dies einem Fahrzeugingenieur helfen konnte, zu seiner Identität als Homosexueller stehen zu können und eine Abteilungsleiterin durch Bearbeitung der Ängste aus dem Kriegstrauma ihrer Familie zu einem erfüllteren Führungsstil gefunden hat, habe ich in zwei Blogbeiträgen beschrieben.

Wie finde ich zu mir selbst?

In ganz engem Bezug zum Thema Biografie-Arbeit oder Biografisches Coaching steht auch ein Buchklassiker, der mir unlängst in die Hände gefallen ist: „Das Kind in uns: Wie finde ich zu mir selbst“ von John Bradshaw. Das Werk des amerikanischen Theologen, Philosophs und Psychologen ist zwar schon mehr als 20 Jahre alt. Seine Entdeckungen und Ideen zur Erschließung der eigenen inneren Gefühlswelt und deren Einfluss auf unser Verhalten und unsere Entscheidungen als Erwachsener aber sind damals so aktuell wie heute. Das Konzept des „inneren Kindes“, der Umgang und die Aussöhnung mit ihm ist heute sogar Bestandteil zahlreicher psychotherapeutischer Methoden. Sie ist ebenso eine Voraussetzung, um Gefühle gut in ein erwachsenes und selbstbestimmtes Ich integrieren zu können.

Zugang zu gespeicherten Gefühlen

Aufgewachsen mit einem vom Alkohol abhängigen Vater und in der Jugend selbst alkoholabhängig, wurde Bradshaw erst Priester, bevor er sich als Psychologe, Psycho- und Familientherapeut intensiv mit dem Konzept des inneren Kindes und prägenden Familienstrukturen auseinandergesetzt hat. Das Kind in uns steht dabei als Symbol für die im Gehirn gespeicherten intensiven Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Diese sind in der Regel blockiert und können erst durch geeignete Methoden wie Meditationen oder andere Maßnahmen erfahrbar und damit dem Bewusstsein zugänglich gemacht werden.

Zurückweisung und fremdbestimmtes Leben

Bradshaw schreibt: „Die größte Verletzung, die man einem Kind zufügen kann, ist die Zurückweisung seines wahren Selbst. Wenn die Eltern die Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche ihres Kindes nicht respektieren, weisen sie das wahre Selbst des Kindes zurück und zwingen es dazu, ein unechtes Selbst zu entwickeln.“ Wir leben damit sozusagen eine Art fremdbestimmtes Leben. Bradshaw schreibt weiter: „Die Verarbeitung des Urschmerzes beruht auf der Hypothese, dass frühkindliche, seelische Schmerzen betäubt oder blockiert sind. Wir agieren, weil wir sie nie verarbeitet haben. Und wir können sie nicht verarbeiten, weil die Mechanismen, die für die Blockierung verantwortlich sind (die Abwehrmechanismen) uns daran hindern, unsere Schmerzen überhaupt wahrzunehmen.“

Das Kind in uns

Auch in meiner Arbeit als Coach erlebe ich immer wieder, wie Klienten da vor unsichtbare Wände stoßen, sich über ungewöhnliche Reaktionsmuster in bestimmten Situationen wundern, über Gefühle von innerer Leere klagen oder von unerklärlichen Ängsten oder bestimmten Süchten geplagt werden. Prinzipiell geht es ja auch um die Frage, wie wir uns aus alten, überkommenen  Rollen- und Verhaltensmustern verabschieden können und neue Gewohnheiten einüben können. Die Beschäftigung mit Bradshaws Werk macht Mut, wenn er resümierend schreibt: „Drei Dinge fallen bei der Arbeit mit dem inneren Kind besonders auf: Die Schnelligkeit, mit der die Leute sich verändern, wenn sie diese Arbeit tun; wie tiefgreifend diese Veränderung ist; und welche Kraft und Kreativität freigesetzt wird, wenn die Wunden der Vergangenheit geheilt sind.“

Bei der Lektüre des Buches über die Jahreswende sind mir unwillkürlich immer wieder auch Gedanken an die eigene Kindheit, die Familie und prägende Figuren durch den Kopf gegangen. Im nächsten Newsletter will ich dazu deshalb einen besonderen Aspekt beleuchten: Inwieweit die Erlebnisse und Gefühle als Kind eines gesellschaftlich exponierten Vaters meine eigene Biographie in besonderer Weise geprägt haben.

Wenn Sie sich auch mit Biografischem Coaching beschäftigen, oder selbst Interesse daran haben, mit Ihrer Biografie zu arbeiten: Ich freue mich auf Ihre Nachricht und den Austausch mit Ihnen.

Schreiben Sie mir gerne auf Facebook oder eine Email an info@drblaschka.de oder hinterlassen Sie gleich hier Ihren Kommenntar.

Foto: clipdealer