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Kluge Entscheidungen in digitalen Zeiten

Digitalisierung, Disruption, Transformation, Globalisierung, Big Data – unsere Gegenwart mit ihren virtuellen Datenwelten wandelt sich schnell und fundamental. Und dieser Wandel berührt sämtliche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und persönlichen Bereiche – ausnahmslos.  Angesichts der neuen Technologien mit ihren Informationsfluten und Freiheiten, aber auch Manipulationsmöglichkeiten fühlen sich immer mehr Menschen heillos überfordert. Dies betrifft auch die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen.

In dieser Situation reicht Ingo Radermacher mit seinem Buch „Denk klar – Klug entscheiden in digitalen Zeiten“ die helfende Hand. Er liefert praxisnahe Antworten auf die Fragen, die jeden beschäftigen: Wie gewinnen wir in Zeiten allmächtiger Algorithmen unsere Entscheidungs- und Denkhoheit zurück? Woran können wir uns noch orientieren? Welche inneren Wertmaßstäbe sind uns wichtig? Wie können wir Fake und Wahrheit unterscheiden? Wie kann uns kluges Entscheiden in allen Lebensbereichen gelingen – heute und in Zukunft? Mehr darüber möchte ich Ihnen heute in unserem Literatur-Blog vorstellen.

Klares Denken führt zu guten Entscheidungen

Gute Entscheidungen sind das Ergebnis von klarem Denken, lautet die Kernthese von Radermacher.  Mit den Grundlagen dafür setzt er sich täglich in seiner Arbeit als Berater, Keynote-Speaker, Informatiker und „Entscheidungsphilosoph“ auseinander, wie er schreibt. So führt mehr Information eben nicht zu mehr Wissen und besseren Entscheidungen. Im Gegenteil: Der Einsatz von Algorithmen und automatischen Systemen zur Entscheidungsfindung führt sogar zu einer Rückbildung der menschlichen Urteilskraft und zu einem Mangel an Erkenntnis.

In seiner essayistisch gehaltenen, gesellschaftskritischen Bestandsaufnahme der Entscheidungskultur in digitalen Zeiten kommt Radermacher zu dem erstaunlichen Schluss: Trotz der gewaltigen Möglichkeiten für Informationsgewinn und freie Entscheidungen im Arbeits- und Privatleben nimmt die Tendenz zu Vorsicht und Risikovermeidung zu. Fallstricke wie Angst und Aktionismus oder der Trend zu Selbstoptimierung und Perfektionismus fördern eine eher defensive Entscheidungskultur. Diese prägt inzwischen immer mehr Wirtschafts- und Lebensbereiche.

Ist eine Frage überhaupt entscheidbar?

Radermacher zufolge ist es deshalb wichtig zu klären, inwiefern eine Frage oder ein Problem, mit denen wir im Alltag konfrontiert werden, überhaupt entscheidbar ist. Dies gibt Aufschluß darüber, ob sich eine Beschäftigung damit lohnt. So kann ich mich zwar entscheiden, ein Zeitungsabonnement abzuschließen oder nicht. Auf den Inhalt der Berichterstattung habe ich dagegen keinen Einfluß. Wichtige Motive, eine Entscheidung zu treffen, ist der Wille dazu und bereit zu sein, Verantwortung für die Konsequenzen  zu übernehmen.

Gerade im Unternehmen haben es Führungspersönlichkeiten mit komplexen Problemstellungen zu tun: Arbeitsrecht, Mitbestimmung, Datenschutz, IT-Strategie und Sicherheit, Einkauf und Steuerrecht wollen berücksichtigt werden. Hier kann es hilfreich sein, die verfügbaren Ressourcen einzugrenzen. Es lohnt sich, Gedankenschritte und Erkenntnisse schriftlich festzuhalten, um so automatisch mehr Struktur und Klarheit zu erreichen.

Der Wille zu guten Entscheidungen

Wer weiß, was er will, kann bessere Entscheidungen treffen. Radermachers Worten nach ist es essenziell, seine inneren Motive, Wünsche, Prinzipien und Werte genau zu kennen. Ein inneres Wertesystem sorgt für Stabilität, Verbindlichkeit und Orientierung in Entscheidungssituationen. Mitunter stehen sich aber auch Werte wie Freiheit oder Sicherheit diametral gegenüber. Dann ist es wichtig, Prioritäten setzen zu können.

Zu berücksichtigen ist zudem, die verschiedenen Parameter bzw. den Spielraum für Handlungen und Entscheidungen im Auge zu behalten.  Ebenso gilt es, die daraus abgeleitete Verantwortung und Folgeentscheidungen zu berücksichtigen. Wer seine Entscheidungsprozesse auf Computer oder Informationssysteme stützt, der sollte sich vor einer schleichende Aushöhlung seiner Entscheidungskompetenz hüten. Das Fachwort dafür ist „Deskilling“, Entfähigung. Ein Beispiel dafür wurde bei Hausärzten beobachtet, die Textbausteine für Diagnosen einsetzen und dadurch eher zu standardisierten anstatt zu feindifferenzierten Antworten neigten.

Entscheidungen stärken die Urteilskraft

Die positive Nachricht: Wer bewusst eine qualifizierte Entscheidung trifft, trainiert und stärkt seine Urteilskraft. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Abstraktionsvermögen. Es befähigt dazu, ein Problem zu zerlegen und zu strukturieren sowie Muster, Ähnlichkeiten und Zusammenhänge zu erkennen. Im Pendeln zwischen theoretischer Analyse bzw. Erfahrungen und der Umsetzung in praktische Lösungen verbessert sich das sogenannte „Aktionslernen“. Als „action learning“ ist es auch in der Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung bekannt.

Gerade für Führungskräfte ist die Form wichtig, wie sie Entscheidungen kommunizieren. Spreche ich von einem (gemeinsamen) Ziel oder von einer Anweisung? Wenn nötig, macht es aus der Sicht von Radermacher Sinn, Teilziele in Form von Meilensteinen als erste Schritte festzulegen. Weisen Sie klare Verantwortlichkeiten zu und regeln Sie das Controlling.  Machen Sie die einzelnen Schritte deutlich, indem Sie die Entscheidungs- deutlich von der Umsetzungsphase trennen. Diskussionen, die wieder auf den Entscheidungsprozess zurückführen, sind in dieser Phase kontraproduktiv. Wichtig ist, alle gleichzeitig und umfassend zu informieren. So lassen sich auch Missverständnisse zeitnah auszuräumen. Der beste Weg, eine getroffene Entscheidung zu kommunizieren, ist somit ein persönliches Meeting anstelle unpersönlicher E-Mails.

Ingo Radermacher: Denk klar – Klug entscheiden in digitalen Zeiten. 272 Seiten, Verlag Business Village 2018, ISBN: 978-3869804385